Informelle Bürgerbeteiligung mit der Landrätin Stefanie Bürkle und dem Planer Thomas Blum auf dem Inzigkofer Rathausplatz

Landrätin Stefanie Bürkle: „Die Bürgerinitiative hat ihrerseits in den vergangenen Jahren viel Engagement und Mühen auf sich genommen und auch eine creative Idee erarbeitet - diese BI-Trasse - auch diese wollen wir in die Betrachtungen mit hineinnehmen, auch diese Trasse wollen wir gutachterlich untersuchen lassen.“

 

„Was die Region von dieser neuen Straße hat: „Ich glaube, wir sind zwischenzeitlich ein Nadelöhr entlang dieser B311 geworden - die Strecke zwischen Ulm und Freiburg. Wenn sie von Freiburg heraufkommen, ist die Strecke gut ertüchtigt bis Tuttlingen. Das kann jeder, der von außen zu uns fährt, nachvollziehen. Wenn sie von Ulm herkommen, wird die Strecke aktuell ertüchtigt mit der Querspange in Erbach, mit der Umfahrung in Unlingen; und dann sind sie im Landkreis Sigmaringen. Dann geht’s um kräftige Kurven, da verlangsamt sich der Verkehr extrem, da staut sich auch der Schwerlastverkehr. Wir haben einen unglaublich hohen Schwerlastverkehr-Anteil auf dieser Strecke. Deswegen wollen wir die Ortschaften – die Menschen in diesen Ortschaften – von diesem Schwerlastverkehr entlasten, eine Flüssigkeit in den Verkehrsfluss auf dieser Achse hineinbekommen und auch eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung südlich dieser Achse Karlsruhe-Stuttgart–Ulm innerhalb des Landes Baden-Württemberg, im Süden Baden-Württembergs bekommen.“

 

„Wir investieren jetzt eine Menge Geld in die Planung dieser B 311, 10 - 12 Millionen bis zum Planfeststellungsbeschluss über all die Jahre hinweg, weil wir der festen Überzeugung sind, dass der Schwerlastverkehrsanteil kräftig steigen wird in den nächsten Jahren – unabhängig davon, ob die Straße jetzt geplant und gebaut wird oder nicht. Weil wir eine Region sind, die starke Wirtschaftsräume miteinander verbindet - das hat die PTV-Studie schon vor ein paar Jahren gezeigt. Diese Verbindung geht eben durch unseren Raum. Deswegen wollen wir die Menschen, die entlang dieser Straße leben, von den Belastungen, die sie spüren, entlasten. 

 

Das zweite, was wir tun, ist, dass wir als Landkreis in eine Aufgabe eingestiegen sind, die auch nicht originär unsere wäre. Aber dadurch, dass der Landkreis selbst plant, haben wir in den Planungen einen Zeitvorteil, weil das Land erst nach 2025, wahrscheinlich erst 27-28 mit den Planungen begonnen hätte. Wir haben begonnen 2020. Wir haben auf jeden Fall 5-6 Jahre Planungszeit eingespart, vielleicht auch 7-8.“

 

 

Projektplaner Thomas Blum: „Wir reden hier von einem Großprojekt. Insgesamt muss eine Fläche von 24.000 Hektar untersucht werden. Die Varianten, die schon gesetzt sind, müssen untersucht werden und es kommen noch weitere Varianten hinzu. Wir haben uns das Ziel gesetzt, dass wir 2028 den Planfeststellungsantrag stellen können. Dann läuft das Planfeststellungsverfahren über mindestens zwei Jahre, abhängig von Einwendungen. Aber das ist schon ein ambitioniertes Ziel. Wir können den Planungsprozess optimieren und jede Planung zum richtigen Zeitpunkt machen. Einzelne Gutachten sind schon vergeben. Das Fachgutachten Flora, Fauna - die faunistische Planungsraumanalyse - ist schon abgeschlossen. 

Ende September werden wir intern ein Planungsgespräch machen, weil unser Ziel ist, Ende 2023 die Voruntersuchung abzuschließen. Das Ergebnis der Voruntersuchung ist die Zielvariante oder Vorzugsvariante aufgrund der ganzen 50 bis 60 Gutachten und rechtssicheren Abwägungen der verschiedenen Kriterien und Schutzgütern - unter den jetzt fünf gesetzten Trassen, aber vielleicht kommt ja noch die eine oder andere Variante oder Untervariante dazu. 

Diese wird dann beim Landesverkehrsministerium eingereicht – wobei die Abstimmung mit dem Land ständig passiert. Dann gibt es die sogenannte Bund- und Länderabstimmung. Wenn beide ihr OK gegeben haben, dann steigen wir in die nächste Phase ein. Das ist die Vertiefung dieser Vorzugsvariante – die Entwurfsplanung und Genehmigungsplanung. Das Ergebnis sind dann die Planfeststellungsunterlagen, die wir 2028 einreichen wollen. So sieht der Zeitplan im Moment aus. Da muss alles gutgehen, wenn wir das schaffen. Aber man muss sich Ziele setzen, sonst kann man sie auch nicht erreichten. Und 2028 ist auch kein Versprechen, denn es gibt Dinge, auf die haben wir keinen Einfluss.“

Bürgermeister von Inzigkofen Bernd Gombold: „Auch wir – der Gemeinderat hat schon vor Jahren klar Position bezogen - sind sehr für eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung als Lückenschluss zwischen Mengen und Meßkirch. Es ist kein Geheimnis, dass wir die Nordtrasse ablehnen, sondern, ganz wie in ihrem Logo „gute Verbindung“ dargestellt: Die beste Verbindung ist einfach der Strich zwischendurch, gerade in der Mitte!“

 

 

Viktoria Gombold-Diels, Ortsvorsteherin für Vilsingen: „Ich wünsche mir, wie dort steht, eine „gute Verbindung“ zwischen Mengen und Meßkirch - dass diese neue Straße unsere Bevölkerung und unser Bürger eint und nicht auseinanderdividiert, dass nicht zugunsten von einer Ortschaft zur anderen Vorteile und Nachteile an dieser Straße entstehen. Das ist mein größter Wunsch!“

 

 

René Laplace, Gemeinderat von Inzigkofen und aktiv in der Bürgerinitiative: „Über den Lauf der Jahre hat man gelernt, die Dinge auch einmal größer zu betrachten. Es ist richtig, dass man mit der tollen Straße mehr Verkehr herzieht, aber mir graut vor dem Tag, wenn Erbach, Riedlingen und auch Immendingen ihre Umgehungsstraßen haben. Dann bekommen wir mehr Verkehr, und zwar von Stuttgart hier herunter, und dann liegt es nicht an unserer Straße. Wir haben jetzt die Chance, für Generationen, für unserer Kinder und Kindeskinder die Weichen zu stellen. Wenn die in diesem Verkehrskollaps groß werden müssen, weil wir nichts tun, dann werden die uns das auch vorwerfen. Die anderen Städte machen ihre Ortsumfahrungen. Wir sind im Zugzwang, wir müssen etwas tun! Der Verkehr wird mehr, aber nicht, weil wir etwas tun, sondern weil die Achse insgesamt durchfahrbar ist!“

 

 

Friedrich Baur, Spediteur: „Ich bin mit LKW sehr fleißig unterwegs, einmal von der Strecke Mengen Richtung Sigmaringen - Balingen sowie auch Richtung Bodensee. Von meiner Seite aus, ist es sehr mühsam durch die Ortschaften Scheer und Sigmaringendorf. Auch wenn ich nach Sigmaringen komme und nach Balingen will, muss ich durch diese ganzen Umgehungen und belästige den Verkehr sehr. Wenn ich an den Bodensee fahre, wenn ich Rulfingen fahre, Mengen mit vier Kreisverkehren umfahre, dann habe ich Krauchenwies mit dem Abstieg mit den Kurven, dann Göggingen und Menningen, durch die man durchfährt – wo man die Geschwindigkeit auch nicht unbedingt einhält. Wenn man Zeit hat nach den Alternativen zu schauen, gibt es die Südumfahrung durch das Ablachtal, die Eisenbahnstrecken und das überflutete Gebiet.

Es ist für mich wichtig, für alle diese Gemeinden eine Strecke zu finden, die einfach grade durchgeht, den gradesten Weg hat und nicht nur den südlichen oder nur den nördlichen Bereich entlastet, sondern beide. Dabei ist die BI-Trasse nach meiner Ansicht sehr wichtig! Der Umweltschutz ist auch ein ganz großes Thema. Straßenbau ist ein Teil Umweltschutz. Wenn wir günstigere Straßen haben, haben wir weniger Abgase, haben weniger Lärm und haben die Belastungen für die Bevölkerung nicht. Deswegen ist es für mich sehr wichtig, ordentliche Straßen zu haben, um Kraftstoff zu sparen, Umwelt zu sparen und die Leute sehr zu entlasten.“

 

 

Lothar Scheit, ehemaliges Mitglied im Kreistag, ehem. Stadtrat Sigmaringen und ehem. Ortsvorsteher von Laiz: Für Laiz ist die Nordtrasse keine Entlastung – im Gegenteil: Es gibt sogar eine sehr große Belastung. Wenn die Fahrzeuge oben sind (Inzigkofen) und dann hinunter ins Tal fahren, und unten beim Freibad um die Kurve kratzen und wieder hinauffahren müssen bis nach Josefslust und über den Hipfelsberg wieder Richtung Ennetach: Das ist einfach falsch! Da durch den Wald müsste man durch! Das geht eben durch! Das ist mit den Grünen nicht machbar. Das weiß ich. Das wäre aber das Richtige und früher hat man gesagt, zwischen Ulm und Freiburg fehlt eine Autobahn. Das gibt aber nie eine Autobahn, was man hier plant. Da müsste man durch, dann könnte man auch vierspurig machen, wenn die Grünen einmal nicht mehr so viel zu sagen haben!“

 

 

Bruno Dreher, Vorsitzender der Bürgerinitiative: „Ich werde keine Karte mit neuen Vorschlägen abgeben, denn unsere BI-Trasse ist so super – Herr Blum und die Frau Landrätin kennt sie – da gibt es nichts weiter dazu zufügen. Sie nehmen einfach die Trasse des Logos, mittendurch. Das entspricht genau unserer Trasse. Sie streichen den Begriff „gute Verbindung“ und sagen „beste Verbindung“ und dann stimmt doch alles. 

An alle Leute, die glauben, der Verkehr soll abnehmen: Die bitte ich, dann auch nichts mehr bei Amazon zu bestellen, nichts mehr im Internet und nicht erwarten, wenn ich heute bestelle, dann ist es morgen schon da. Wir brauchen die Straße, weil Amazon nun in unserem Raum das Verteilzentrum hat, mit 2400 zusätzlichen Fahrzeugen. Deshalb müssen wir reagieren.

Danke, dass wir, die Bürgerinitiative, nachdem wir 15 Jahre ruhig im Sessel gesessen waren, wieder aktiv werden durften – wir haben das gerne gemacht, weil wir mit Edgar Kempf auch einen guten Planer haben.“

Infos zu den Planungen B311n/B313

Weitere Informationen zu den laufenden Gutachten und Planungen auf der Sonderseite des Landratsamtes Sigmaringen:

http://b311n-b313.de

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